SV Allner-Bödingen – FSV Neunkirchen-Seelscheid 4:3 (0:0, 0:0)
Nach dem harten Kampf in Eitorf, stand schon vier Tage später im Viertelfinale die nächste Herausforderung vor der Tür. Und was für eine: der Aufstiegsfavorit der Bezirksliga schlechthin FSV Neunkirchen-Seelscheid. Für uns war schon vor dem Spiel (und nach einem wieder einmal erfolgreichen Mannschaftsabend am Freitag) klar, dass es darum geht, das Spiel und die Kulisse zu genießen und sich bestmöglichst zu verkaufen.
Müller/Schade/Harnischmacher schicken folgende Elf ins Spiel:
Börsch – Fußhöller, Fox, Schade, Rigauer – K. Sieling, Müllerke, Studt, Kostorz, B. Müller – Zaigler
Das Spiel ist erst wenige Minuten alt, als wir nach einer Ecke gleich die erste große Chance bekommen, als Spielertrainer Schade Zentimeter vor der Torlinie den Ball knapp verpasst. Danach entwickelt sich jedoch das zu erwartende Spiel: der FSV hat viel Ballbesitz, unsere Farben konzentrieren sich auf’s kompakte Verteidigen und schnelle Umschaltspiel. Klare Chancen gibt es zunächst auf beiden Seiten nicht, jedoch muss nach 25 Minuten leider der formstarke Rigauer verletzt ausgewechselt werden. Erfreulich jedoch: für ihn feiert #DatTeamLegende Ernst sein Comeback in der ersten Mannschaft. Die größte Chance der ersten Halbzeit haben die Gäste, als ihr Stürmer nach einer Flanke 2 Meter vor dem Tor per Kopf an Kapitän und Keeper Börsch scheitert. Für unsere Erste setzt Kostorz noch einen Freistoß aus 25 Meter knapp neben das Tor.
Während unsere Jungs stolz und erhobenen Hauptes zum Pausentee in die Kabine gehen, sei noch erwähnt, dass das Wetter in den ersten 45 Minuten absurde Züge angenommen hat: Sonnenschein, Starkregen, Sonnenschein, Starkregen…
Ohne weitere Wechsel, aber mittlerweile mit einem spektakulärem Gewitter am Horizont geht es in den zweiten Durchgang. Die Anfangsphase gehört dann durchaus uns: insbesondere der flinke Zaigler kommt gleich drei Mal (52. und 2 x 62.) in gefährliche Abschlusssituationen, kann die Kugel aber leider nicht im Tor unterbringen. Mittlerweile ist dann auch Rieger für Studt auf dem Platz, aber auch Rieger (65.) scheitert nach starker Bewegung aus der zweiten Reihe.
15 Minuten vor Schluss wird es dann richtig kurios: mehr oder weniger zeitgleich zeigen beide Innenverteidiger an, dass es nicht mehr weitergeht (beide haben Mittwoch 120 Minuten gespielt), sodass erstmal Scheel für Schade kommt, während ein zweiter Wechsel vorbereitet wird. Dann zieht sich jedoch Zaigler eine Zerrung zu, sodass er sicher runter muss und Fox auf dem Feld bleiben muss. Unter tosendem Applaus feiert so etwas unerwartet W. Sieling in der 82. Minute nach beinahe zweijähriger Verletzungspause sein Comeback im Estadio Lauthausen.
Die Gäste drücken nun auch nochmal auf’s Gas und wollen eine Entscheidung in der regulären Spielzeit herbeiführen. Allners Erste hingegen will unbedingt in die Verlängerung und schmeißt alles rein, was geht. Hervorzuheben ist hier sicherlich der bärenstarke K. Sieling, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht und viele Meter in der defensiven Ordnung macht.
In der Nachspielzeit bricht der FSV noch ein letztes Mal über die linke Seite durch, doch den stark quergelegten Ball verpassen am langen Pfosten gleich zwei Spieler, sodass es am Ende mit großem Glück in die Verlängerung geht. Was eine große Leistung!
Ohne frische Kräfte (an dieser Stelle einen Gruß an den VfL Wolfsburg) geht es dann in die zweite Verlängerung binnen weniger als 100 Stunden. Spätestens an dieser Stelle wollen wir unsere Zuschauer lobend erwähnen, die mittlerweile jeden Ballgewinn frenetisch gefeiert haben und den Jungs auf dem Platz nochmal ein paar Extra-Körner gegeben haben.
Beiden Mannschaften ist die Belastung jetzt anzusehen, aber trotz der großen Spannung bleibt das Spiel absolut fair und ohne negative Emotionen von beiden Seiten – sehr lobenswert. Neunkirchen hat weiterhin durchaus Feldvorteile, wir hingegen versuchen jeden Angriff abzuwehren. Um 17:29 Uhr ist es dann soweit: der sehr stark pfeifende Bernd Peters beendet das Spiel und bittet beide Mannschaften unter dem Jubel der Zuschauer zum Elfmeterschießen.
Der FSV Beginnt und verwandelt sicher links unten.
Als erster Schütze für uns tritt ausgerechnet Wichard Sieling an. Wichard, der sich am 6. Oktober 2019 schwer verletzt hat und seitdem kein Spiel mehr bestritten hat. 672 Tage Pause. Und dann sagt er sofort, dass er den ersten Elfmeter schießen will. Eine kleine Körpertäuschung und schon ist der Ball rechts unten im Netz. 1:1. Was für ein Comeback!
Wieder der FSV, Börsch hat die Ecke, Börsch kommt an den Ball, aber kann das Leder nur noch in den Winkel lenken. 1:2.
Kilian Sieling. Mittwochabend in Eitorf erstmals seit Jahren verschossen. Lässt nach der Verlängerung keinen Zweifel daran aufkommen, dass er wieder schießen will und treffen wird. Hinter ihm liegt vielleicht das beste Spiel seines Lebens. Aber größer könnte der Druck jetzt nicht sein. Vier Schritte Anlauf und dann nagelt er dann Bald sowas von linksoben in den Winkel, dass selbst der beste Keeper der Welt keine Chance hätte. Was für eine mentale Leistung!
Wieder der FSV. Börsch zappelt auf der Linie, Börsch springt nach rechts, doch der Schütze nach links. Scharf geschossen, doch die Kugel landet an der Latte, weiterhin 2:2!
Marcel Fox. Urgestein dieser Mannschaft und dieses Vereins. Es gibt vielleicht keinen größeren Teamplayer. Mittwoch schon über die Grenze gegangen, heute machte die Wade nach 80 Minuten zu, doch er blieb drauf. Alles für diese Mannschaft. Natürlich übernimmt er auch jetzt die Verantwortung. Ganz cool ein Blick auf den Keeper und dann schaut er ihn klassisch aus und trifft zur 3:2 Führung nach je 3 Schützen.
Doch der FSV bleibt dran. Börsch spekuliert auf die Mitte und tatsächlich kommt der Ball auch recht mittig, aber knapp an ihm vorbei ins Tor. 3:3. Doch noch sind wir im Vorteil.
Müllerke. Der Mann, der sich in Allner gefühlt neu erfunden hat und einen goldenen Herbst seiner Karriere erlebt. Im Team klar anerkannter Leader wird er neben seiner Erfahrung auch für seine körperliche Topform gefeiert. Da wirkt es schon selbstverständlich, dass er trotz wenig Vorbereitung nahezu entspannt zwei Mal über 120 Minuten spielt. Wie vorher angekündigt schießt er „Alles oder Nichts“, vier Schritte Anlauf, Vollspann unter die Latte, unhaltbar!
Damit ist klar, dass wir zwei Matchbälle haben. Entweder den kommenden Elfmeter abwehren oder danach treffen. Schütze Nummer 5 wäre Torwart und Keeper Florian Börsch. Börsch, der vor dem Spiel schon sagte: „Jungs, bringt uns ins Elfmeterschießen, den Rest regel ich dann!“. Jener Börsch, der für sein vorlautes Mundwerk ebenso hoch geschätzt wird, wie für seinen unfassbaren Ehrgeizig und seine immer wieder einzigartigen Leistungen. Gründungsvater dieser Mannschaft und seit 7 Jahren mit den Abstand meisten Spielen für #DatTeam. Neben seinen unbestreitbaren Torwart-Fähigkeiten ist er auch spielerisch auf hohem Niveau, sodass es keine Zweifel gibt, dass er gleich treffen will. Doch Börsch will den Erfolg als Torwart feiern! Wieder ist er sehr aktiv auf der Linie und kann den überschaubar gut getretenen Elfmeter mit den Füßen abwehren. 4:3. Ende! Das Estadio explodiert!
Unvorstellbar, aber wahr: der SV Allner-Bödingen zieht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in das Halbfinale des Kreispokals ein. Auch wenn das aktuell schwer vorstellbar ist, geht es dort schon Morgenabend (Mittwoch) um 20 Uhr weiter. Gegner ist der noch eine höher spielende Landesligist TuS Oberpleis. Freudentrunken werden wir auch in diesem Spiel versuchen uns gut zu verkaufen.
Zum Schluss ein Dank an den wirklich sehr fairen und sympathischen Gegner für dieses spannende Spektakel. An das Schiedsrichtertrio, dass das Spiel komplett souverän geleitet hat. Und natürlich an die große Kulisse, die uns viel, viel Kraft gegeben hat ohne dabei asozial zu werden. Wir sind sehr stolz auf das Erreichte, gleichzeitig aber auch absolut demütig. Gemeinsam mit euch würden wir gerne am Mittwoch ein weiteres Fußballfest feiern! Packt eure Familien und Freunde ein, reist frühzeitig an und lasst uns das Mittwochabend gemeinsam genießen.
Als Nachtrag noch ein hier normalerweise nicht stehender Gruß des Berichteschreibers: Danke Männer!